Den Qualis vom Montag und Dienstag folgt bei einer EVC/WVC – also EM bzw. WM der Senioren – der traditionell spielfreie Mittwoch. So blieb genügend Zeit, um mit Gesa unsere Nr. 6 zu empfangen, den Tag in der tollen City zu verbringen oder am Abend bei der PlayersParty an den Start zu gehen.
Nach einem gemeinsamen Frühstück in erstmals kompletter Runde trennten sich zunächst unsere Wege. Über die Margareteninsel und diverse „Boxenstopps“ bei über 30 Grad an der Donau trafen wir uns in der Markthalle. Karin und ich entschieden sich kulinarisch für eine ungarische Kohlroulade mit Spätfolgen. Vorher begegneten wir während unseres Stadtbummels zufällig unseren langjährigen Freunden, den Eurofighters, sowie den Norwegern aus unserer Doppel-Gruppe.
PlayersParty der besonderen Art
Die PlayersParty der WM 2018 in Las Vegas war toll und die Erwartung für Budapest somit hoch. Eigentlich wollten wir dort in Ulis 50. reinfeiern. In das riesige Festzelt hatten sich aber – zumindest bei unserer späten Ankunft – nur eine handvoll der über 3.000 Aktiven verirrt. Ein deutlicher Denkzettel an die EVC-Orga, denen man nach dem Desaster der bisherigen Getränkeausgabe offensichtlich kein kurzfristiges Dazulernen zutraute. Dies bestätigte sich beim alkoholischen Angebot, das sich auf Bier beschränkte und die Freude unserer Damen auf ein Glas Wein oder Sekt im Keim erstickte.
Selbst davon unbeeindruckt ließen wir uns den Spaß nicht verderben und gingen auf die leere Tanzfläche. Dort wurde unser Wunsch, die Lautstärke doch bitte etwas zu erhöhen, wegen Lärmschutz abgelehnt. Tja, so funktioniert halt keine PlayersParty … was den Organisatoren schon bei der Planung hätte klar sein müssen. Somit blieb uns nur eine schnelle Flucht Richtung Ritterbude, um dort mit kühlen Getränken verschiedenster Art um Mitternacht auf Uli anzustoßen.
Einzel am Donnerstag
Am nächsten Morgen musste Thomas um 9:30 Uhr als erster an den Tisch. Ich war früh mit aufgestanden, um ihn als Einspielpartner und Coach zu unterstützen. Umso ärgerlicher, dass der Erstrundengegner Pavunev aus Rumänien nicht erschien. Weiter ging’s in Runde 2 um 12:00 Uhr gegen den gesetzten und favorisierten Serben Zvonimir Britka. Nach gewonnenem ersten Satz und einer 9:6-Führung in Satz 2 war Thomas zunächst auf der Gewinnerstraße, musste aber diesen und auch den dritten Satz abgeben.
Durch ein taktisches Time-out im vierten Durchgang konnte ich Thomas über diesen Satz retten, dem gegen den Abwehrspieler die Kräfte ausgingen bzw. im Entscheidungssatz fehlten. Seine Stärke bewies Zvonimir später mit dem Erreichen des Viertelfinales. Bis dahin hatte ihm niemand so zugesetzt wie Thomas in Runde 2, der sich über sein knappes 2:3 verständlicherweise ärgerte. Ebenfalls in die Hauptrunde hatte es seine Frau Karin geschafft, die um 15:30 Uhr gegen die Russin Oksana Listkova beim 0:3 chancenlos blieb.
Uli und ich (Peter) scheiterten in der dritten Consolations-Runde an unseren starken Gegnern. In meinem besten Einzel des Turniers fehlten am Ende nur wenige Punkte und ich konnte meinen Platz 3 aus Vegas nicht wiederholen oder toppen. So kollidierten mögliche weitere Spiele aber nicht mit unserem privaten Zeitplan, der ein leckeres Essen – sponsored by Uli – in einem ungarischen Restaurant vorsah. Das gemütliche Kellergewölbe erreichten allerdings nur fünf von uns, da Karin mit Magen-Darm-Problemen zwischen Bett und Toilette pendelte. Vermutlich die erwähnte Kohlroulade, die auch ich allerdings ohne Folgen genoss.
Doppel am Freitag
Für unsere Paradedisziplin hatten Thomas und ich uns einiges vorgenommen. Ob wir tatsächlich unsere Serie der letzten drei Jahre fortsetzen und die Runde der letzten 8 erreichen konnten? Aufgrund unserer Achtelfinalteilnahme bei der WM letztes Jahr in Las Vegas waren wir im 256er Hauptfeld unter den letzten 16 gesetzt und hatten damit in Runde 1 ein Freilos. In Runde 2 um 13:00 Uhr trauten wir zunächst unseren Augen nicht. Einer unserer Gegner Bardon/Riapos aus der Slovakei saß im Rollstuhl … für uns ein Novum!
Bei dieser Premiere mussten wir uns zunächst auf die veränderten Regeln einstellen. Diese besagen, dass nach dem Aufschlag unsere Gegner nicht wie wir abwechselnd den Ball spielen müssen. Auf der anderen Seite wurde „nach Tennisregeln“ gespielt. Erstaunlich, dass ein so „eingeschränktes“ Doppel überhaupt die zweite Runde des Hauptfeldes erreichen konnte. Wie spielstark und bestens auf einander eingespielt die zwei Slovaken waren, zeigten sie mit dem Gewinn des ersten Satzes. In den drei Folgesätzen gelang es dann besser, uns taktisch auf Gegner, Regeln und Situation einzustellen. Am Ende blieben ein hart umkämpftes 3:1 und großer Respekt gegenüber unseren starken Gegnern.
Aus gegen Medaillengewinner
Bereits in diesem Spiel zeigte Thomas als Leistungsträger unseres Doppels ungewohnte Schwächen bei seinem Paradeschlag, dem Vorhand-Topspin. In Runde 3 ließen sich diese gegen die solide und clever spielenden Schweden Fan/Olausson nicht mehr kompensieren. Am Ende hieß es aus unserer Sicht 0:3 gegen scheinbar schlagbare Gegner, die später sogar eine Medaille gewannen. Sein hart umkämpftes 5-Satz-Match am Vortag hatte Thomas vermutlich zu viel Kraft gekostet bzw. seinen Schlagarm überlastet.
Karin quälte sich erst kurz vor ihrem Doppel aus dem Bett (die Kohlroulade …), kämpfte dann aber bravurös um jeden Punkt und gewann in Runde 1 mit Partnerin Gabi denkbar knapp gegen Jordan/Goldenberg (SUI/GER) mit 11:9 nach hohem Rückstand im Entscheidungssatz. Spätestens in Runde 2 war dann aber beim 0:3 gegen Badurova/Kuckova (SVK) die Luft raus. Damit waren wir alle „raus“, verließen den riesigen aus drei Hallen bestehenden Sportkomplex und verfolgten den finalen Tunierverlauf online.
Letzter Tag, Fazit und Ausblick
Für „Kämpferin“ Karin ging’s direkt zurück ins Bett und am nächsten Morgen Richtung Krankenhaus Karlsruhe. Der Rest unseres Teams gönnte sich am letzten Abend noch ein paar Abschlussbiere und -gespräche an der Sporthalle, leerte nach dem ResteEssen in der Ritterbude den Marillenlikör unseres Vermieters (als Entschädigung für abgebrochene Wasserhähne, undichte Ventile, defekte Boiler und Belüftungen) und trank noch Cocktails in einer angesagten Budapester Bar, wo uns pünktlich um Mitternacht der Stehtisch unter den Cocktails weggezogen und abgebaut wurde. Vor unserer Abreise am Samstag blieb noch Zeit für u. a. den Besuch der Fischerbastei als Budapester „must see“.
Die überfüllten und mäßig gelüfteten Hallen der EVC 2019 in Kombination mit Defiziten bei Getränkeversorgung und PlayersParty hinterließen beim Kriterium „Orga“ nicht gerade Bestnoten. Auch sportlich bzw. für Karin gesundheitlich lief es die letzten Jahre in Alicante, Helsingborg und Vegas besser. Wir hatten aber ne tolle RitterbudenTruppe, unsere „Neulinge“ Jenny und Gesa integrierten sich perfekt ins Team und mit Ulis Geburtstag gab’s ein echtes Highlight in einer tollen Stadt, für die leider viel zu wenig Zeit blieb.
Die bereits erwähnte „Gold-Jagd“ gestaltete aus Berliner Sicht die amtierende dreifache Deutsche Meisterin Jutta Baron mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft in der Konkurrenz WS 75 erfolgreich für sich. Diverse Medaillen aktueller oder ehemaliger Berliner/innen folgten. Herzlichen Glückwunsch!
Für die WVC 2020 in Bordeaux wurde das Maximum der limitierten Startplätze von 4.800 auf 5.000 erhöht … und heute – ca. ein Jahr vorher – bereits erreicht. Rekord! Damit erwartet uns im kommenden Jahr in Frankreich die größte TT-Veranstaltung aller Zeiten! Weitere Meldungen landen auf einer Warteliste. Daher hatten wir vier Aktiven unseres Teams sowie viele unserer TT-Freunde schon vor Budapest gemeldet. Die Suche nach einer geeigneten Unterkunft läuft. Nächstes Jahr im Juni sollten wir uns neben Tischtennis etwas mehr Zeit für die Stadt am Atlantik nehmen …