Platz 1 und 9 bei der EM 2023

Auch die letzten drei Tage am Oslofjord waren ereignisreich. Daher folgt heute ein längerer Beitrag nach dem Motto: Andere schupfen oder ziehen Topspin, ich blogge. Eins vorweg: Es gab Höhen und Tiefen am Donnerstag und Freitag. Thomas und ich erreichten wie schon in Las Vegas und Rimini im Doppel das Achtelfinale und Petra als dritte Akteurin unseres Apartments gewann die Consolation der WS55.

Spielfreier Mittwoch in Tønsberg

Aber von vorn: Bei WMs und EMs steht traditionell der spielfreie Mittwoch zur Regeneration, zum Training oder für Ausflüge zur Verfügung. Dieses Jahr wurde zusätzlich ein Social Mixed angeboten. Wir entschieden uns für einen Trip per Bus nach Tønsberg. Die geplante Erkundung dort per Fahrrad scheiterte, weil die Bikely-App für uns in Norwegen nicht verfügbar ist. Diese Erfahrung reihte sich in diverse ähnliche ein. Touristisch gesehen hat Norwegen oder zumindest die Region hier Optimierungspotential. Somit ging’s nach Strandpromenade, Cafe und Shopping Mall wieder zurück zum Oslofjord Center.

Hauptrunde flop – Consolation top

Im Hauptfeld der MS55 gab es für Thomas und mich am Donnerstag leider ein frühes, wenn auch zu erwartendes Aus. Sowohl der Slovene Bojan Maselj mit seiner Killer-Noppe wie auch die frühe Uhrzeit lagen mir überhaupt nicht. Und so verabschiedete ich mich mit 1:3 aus dem Einzel-Wettbewerb. Auch Thomas scheiterte in seinem ersten Einzel in Runde 2 am späteren Finalisten, dem Abwehrspieler Kraus-Güntner (AUT) mit 1:3. Sein vorheriger Erstrundengegner verletzte sich beim Warmspielen, konnte nicht antreten und so ging Runde 1 kampflos an meinen Doppelpartner.

MS55 2. Hauptrunde: Kraus-Güntner (AUT) - Huck (GER)
MS55 Hauptrunde: Kraus-Güntner (AUT) – Huck (GER)

Petra startete mit einem Freilos im 64er Feld der Consolation, der „Trostrunde“ aller Gruppendritten und -vierten. Nach drei teilweise heißumkämpften Spielen stand „Klekih“ – Winnetou-Fans verstehen mich – im für Freitag angesetzten Halbfinale.

Musikalischer Ausklang

Unser Donnerstag sollte eigentlich mit einem musikalischen Auftritt von Thomas ausklingen. Der Veranstalter hatte im Vorfeld mehrfach zur Open Stage aufgerufen und Thomas war diesem gefolgt. Bereits seit Wochen lief dazu ein E-Mail-Austausch. Am Ende schaffte es das EVC-Team aber nicht, Gitarre, Verstärker und Mikro zu organisieren.

Da stellt sich die Frage, warum man zu Auftritten teilnehmender TT-Spieler/-innen aufruft, wenn nicht mal die für einen Gig erforderliche Grundausstattung verfügbar ist. Klar spielt Joja Wendt musikalisch in einer anderen Liga, für den am Montag per LKW ein Klavier angeliefert wurde. Etwas enttäuscht rockte Thomas alternativ mit Country Roads den Saal auf der Karaoke-Bühne.

Thomas ist flexibel: Karaoke statt Live-Gig
Thomas ist flexibel: Karaoke statt Open Stage

Freitag: Hauptrunde Doppel

Wie bereits erwähnt, lagen und liegen unsere Hoffnungen bei allen Europa- und Weltmeisterschaften der letzten Jahre auf der Doppelkonkurrenz. Thomas und ich als jahrzehntelang eingespieltes Doppel sowie Petra mit ihrer zugelosten Partnerin hatten uns am Dienstag für die Main Draw qualifiziert.

Um 10:30 Uhr warteten wir zusammen mit dem „International Umpire“ in Runde 1 des 64er MD55-Hauptfelds vergeblich auf unsere Gegner Hansen/Yalda aus Norwegen. Der erfahrene Schiedsrichter hatte dies wie er sagte bisher in vielen Jahren noch nicht erlebt und erklärte uns um 10:45 Uhr kampflos zum Sieger. Schlag auf Schlag ging’s weiter mit Petras Doppel um 11:00 Uhr, das leider 0:3 endete.

Bereits eine halbe Stunde später erwarteten Thomas und mich in Doppel-Runde 2 mit den Dänen Søndberg/Kristensen starke Gegner. Nach 1:2 Satzrückstand konnten wir im vierten Durchgang die drohende Niederlage knapp mit 11:9 abwenden. Wie schon bei unserem 0:2 Rückstand im Gruppenspiel änderten wir unsere Taktik besonders beim Auf- und Rückschlag, spielten mehr über die schwächere Vorhand der Gegner und gewannen den Entscheidungssatz deutlich.

Wie bei der WM in Las Vegas vor 5 Jahren oder letztes Jahr in Rimini standen wir damit im Achtelfinale. Schon jetzt ein Riesenerfolg für uns. Ging da dieses Jahr vielleicht noch mehr? Unter den letzten 16 erwartete uns kein geringeres Duo als die an 1 gesetzten Giovanni und Alessandro Bisi aus Italien (Titelfoto). Die amtierenden Vize-Europameister mit TTR deutlich über 2.000 ließen uns beim 3:0 keine Chance, wie auch der Italienische Tischtennisverband berichtete. Danke für diesen Tipp an den daheimgebliebenen, recherchestarken Olaf aus unserem Rimini-Team.

Nach zwei weiteren 3:0- und 3:1-Siegen standen die Brüder später erneut im Finale. Selten haben wir gegen ein so motiviertes, fokussiertes, cleveres und sympathisches Doppel gespielt. Respekt und Glückwunsch zur erneuten Vize-Europameisterschaft sowie an die Titelträger Fejer-Konnert/Kirsten (ROU/GER).

Ausgeschieden gegen Vize-Europameister

Mit unserem Ausscheiden im Achtelfinale bzw. Platz 9 waren wir in bester Gesellschaft. Meine persönlichen Favoriten Beranek/Popal erwischte es ebenfalls und die erfahrene Abwehrkombi Hehmann/Hellmann sogar eine Runde früher. Alle genannten Deutschen kennen wir schon lange. So standen Thomas und ich Guido Hehmann und seinem damaligen Partner bereits vor – Achtung – 41 Jahren(!) im Doppel-Finale der Landesmeisterschaften Jugend gegenüber. Dass Thomas im Einzel und wir im Doppel bei dieser EM jeweils gegen spätere Vize-Europameister ausscheiden, lässt für künftige Turniere auf bessere Platzierungen bei leichteren Auslosungen hoffen. In Vegas verloren wir 2018 mit Lindh/Persson sogar gegen spätere Weltmeister.

Zurück zum Einzel: Um 16:00 Uhr stand Petras Consolation-Halbfinale auf dem Programm. Unser letztes Eisen im Feuer kämpfte sich mit Coach Karin tatsächlich per 3:1 ins innerdeutsche Finale, wo sie Liane Rouschal beim 3:0 keine Chance ließ. Fazit: Beste Spielerin im 64er Feld der Dritt- und Viertplatzierten und – zumindest für uns – Europameisterin der Herzen. Glückwunsch, Petra!

Freude bei Petra nach dem Einzug ins Consolation-Finale
Freude bei Petra nach dem Einzug ins Consolation-Finale

Tolle Abende am „final table“

Die letzten Abende hatte sich nach Wettkampfschluss ein großer, gemeinsamer Tisch von ca. 15 Aktiven gefunden, an dem wir auch am gestrigen Freitag zusammensaßen. Der Unterschied zu den Vorabenden: Mit Petra, Yvonne, Patrick und Wolfgang hatten wir gleich 4 Consolation-Sieger unter uns. Somit gab’s 4 Runden Freigetränke. Manchmal ist es vielleicht besser die am Freitag endende Trostrunde zu gewinnen als im Hauptfeld am finalen Samstag auf Medaillenjagd zu gehen und früh ins Bett zu müssen. Unseren 4 Siegern wurde mehrfach zugeprostet. Und so waren wir nicht nur der vielleicht erfolgreichste, sicher aber der lauteste Tisch des Abends auf dem Plaza.


La Ola am "final table" mit 4 Consolation-Champions
La Ola am „final table“ mit 4 Consolation-Champions

Auch das WVC/EVC-Urgestein Dieter Jürgens gesellte sich zu uns. Kaum jemand kennt sich besser in der Szene aus als der Ü70-Europameister mit dem monströsen Schlägergriff. Dieter war bereits letztes Jahr als Berater für das Veranstalter-Team mit seiner Frau zum Oslofjord Center gereist. An unser erstes langes Telefonat erinnere ich mich gern, als er mir vor unserer WM-Premiere 2016 erklärte, wie der Hase läuft.

Diesen Blogbeitrag habe ich am heutigen Samstag auf meinem Weg nach Oslo City verfasst, wo ich noch 2 Tage bleiben werde. Daher erhält er teilweise bereits Ergebnisse des Finaltags. Wie schon nach der EM letztes Jahr in Rimini folgt – ganz in Ruhe von zuhause in Berlin – ein finaler Post mit einem Fazit sowie Sandefjord Randnotizen.

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